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Urban Luig im Interview zu »Der Kontrabass«
Geben Sie uns einen kurzen Einblick in die Handlung des Stücks, was interessiert Sie ganz persönlich daran? Und warum lohnt es sich, den Kampf des Musikers mit sich und seinem Instrument anzusehen?
Urban Luig: Der Text ist zunächst mal faszinierend, weil er sich um eine Person dreht, die aus einer ganz besonderen Ecke unserer Gesellschaft kommt – oder kennen Sie einen echten Kontrabassisten? Und doch sorgt das Stück dafür, dass sich jede und jeder von uns ertappt fühlt und in eben dieser Person wiedererkennen kann. Es geht darum, dass ein Musiker mit seinem Kontrabass zusammenlebt. Er ist sein Ein und Alles. Schon das ist großartiger Komödienstoff. Diese groteske und absurd komische Beziehung ist eine echte Hassliebe. Am Anfang des Stückes erlebt man den Kontrabassisten voller Stolz auf sein Instrument. Der Kontrabass ist „der Kraftquell aus dem sich jeder musikalische Gedanke speist“. Er selbst ist ein Meister der Musik, ohne den im Orchester gar nichts geht.
Im Laufe des Stückes eröffnet er dem Publikum aber mehr und mehr auch die Schattenseiten seines Daseins. In dieser Selbstoffenbarung geht es mit seinem Selbstwertgefühl rapide bergab. Eine große Wagner-Premiere steht heute Abend bevor. Hier singt auch Sarah mit, eine junge Sopranistin, und für den Kontrabassisten eine Traumfrau. Allerdings hat sie ihn bei den Proben noch nie wahrgenommen. Er schmiedet einen kühnen Plan, wie er ihr Herz erobern könnte und setzt am Ende des Stückes alles auf eine Karte…
Was ist Ihnen an dem Musiker, dem der Autor Süskind nicht einmal einen Namen gab, besonders wichtig?
Luig: Der Kontrabassist ist ein komischer Kauz, der an vielen Stellen überheblich und abgehoben wirkt. Man versteht ganz gut, warum er kein Glück bei den Frauen hat. Mir ist es wichtig, die liebenswerten Seiten des Charakters herauszustellen – wodurch man ihn tatsächlich liebgewinnen könnte.
Was macht die Atmosphäre der Aufführung aus? Wie würden Sie die Stimmung beschreiben?
Luig: Man kann das sicherlich dramatisch und ernst spielen. Für mich ist das Stück aber eine schnelle und unterhaltende Komödie. Wir erleben die Welt aus dem verqueren Blick dieses sehr merkwürdigen Zeitgenossen. Das ist erheiternd, schräg-grotesk und immer wieder auch sehr anrührend und tiefsinnig. Bis zum Ende gibt es immer wieder überraschende, emotionale Ausbrüche in diesem Existenzkampf – und die Spannung trägt bis zum Schluss.
Gab es bei den bisherigen Vorstellungen Reaktionen der Zuschauer, mit denen Sie nicht gerechnet haben?
Luig: Am Ende des Stückes verbeuge ich mich. Dann zeige ich auf den Kontrabass als „meinen Partner“. Und dann hat diese Holzkiste tatsächlich nochmal mehr Applaus bekommen (lacht).Und tatsächlich hat mir mal ein Orchestermusiker, der das Stück gesehen hat, gesagt, dass das Leben der professionellen Musiker genauso aussieht, wie man es in dem Stück erfährt. Im ersten Moment habe ich schallend gelacht, denn wenn man das Stück gesehen hat, kann man sich das echt nicht vorstellen.
Wie beschreiben Sie den Charakter des Kontrabassisten? Sehen Sie Parallelen zu sich selbst?
Luig: Ja. Ich als Künstler habe auch Kämpfe mit den Theatern, Schauspielkollegen, mit mir selber und dem Rest der Welt. Ich freue mich sehr, diese Nöte der Menschen, die die Gesellschaft eigentlich erfreuen, erheitern und bereichern wollen, in dieser übertrieben komischen Form auf die Bühne bringen zu können. Der Kontrabassist ist zerrissen zwischen seinen Leidenschaften und den Wahrheiten seiner kümmerlichen Existenz. Komödie ist, wenn jemand ein echt großes Problem hat. Und hier ist dieses Problem ein riesiger Holzkasten mit vier Saiten.
Gibt es eine bestimmte Szene, die für Sie besonders herausfordernd ist?
Luig: Es gibt im Text einige Stellen, in denen sehr schnell ganz viele Details über das Instrument, die Komponisten oder die Musikgeschichte aus mir heraussprudeln müssen. Das ist nur komisch und überzeugend, wenn ich die Details virtuos beherrsche und mir zu eigen mache. Das erfordert höchste Konzentration und ich bin selber immer wieder neugierig, wie ich das an diesem Abend wieder hinkriege. Und dann gibt es die Szene, in der sich der Kontrabass vor den Augen des Publikums in die wunderschöne Sopranistin verwandelt. Das zu spielen, ist auch jedes Mal ein Höhepunkt und eine besondere Herausforderung.
Gab es in der Vergangenheit einen Vorfall während einer Vorstellung, der Sie aus dem Konzept gebracht hat?
Luig: Bei so einem Solostück passiert eigentlich immer irgendetwas Ungeplantes. Ich habe ja nie einen Abgang, kann nichts auf die Kollegen schieben und muss die ganze Zeit alleine durchhalten. Ich spreche in dem Stück das Publikum ganz direkt an. Das macht mir große Freude. Natürlich bekomme ich die Reaktionen der Zuschauerinnen und Zuschauer dann sehr deutlich mit. Manchmal bringt mich das tatsächlich aus dem Konzept. Dann muss ich, ich sage mal: „Den Text entsprechend anpassen.“ Aber auch das macht mir großen Spaß und hat bis jetzt immer geklappt. Das Publikum hört den Text ja Gott sei Dank zum ersten Mal. Ich empfehle also sehr, sich mehrere Vorstellungen anzuschauen. Es gibt jedes Mal Neues zu Entdecken.