Internationaler Tag für Toleranz

Der Internationale Tag für Toleranz wurde am 16. November 1995 erstmalig proklamiert. Damals unterzeichneten 185 Mitgliedsstaaten der UNESCO die Erklärung der „Prinzipien zur Toleranz“, die in sechs Artikel  gegliedert ist: „Die Bedeutung von Toleranz“, „Toleranz und der Staat“, „Soziale Dimensionen“, „Bildung und Erziehung“, die „Verpflichtung zum Handeln“ und die Proklamation des „Internationalen Tags für Toleranz“. Dieser hat das Ziel, „Problembewusstsein in der Öffentlichkeit zu wecken [und] die Gefahren der Intoleranz deutlich zu machen […].“

Der Begriff der Toleranz wird abgeleitet vom lateinischen Verb tolerare, was übersetzt erdulden oder auch ertragen bedeutet. Gemeint ist damit ursprünglich, dass Dinge oder Zustände ertragen werden, auf die man keinen Einfluss hat und die schlichtweg nicht zu ändern sind. Mit Beginn der Aufklärung im frühen 18. Jahrhundert hat sich das Verständnis der Toleranz jedoch gewandelt und sich zu dem entwickelt, was wir bis heute darunter verstehen und was auch in den „Prinzipien zur Toleranz“ festgelegt wurde: Sie bedeutet „Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der Kulturen unserer Welt, unserer Ausdrucksformen und Gestaltungsweisen unseres Menschseins in all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt. [… . Sie] ist nicht gleichbedeutend mit Nachgeben, Herablassung oder Nachsicht. Toleranz ist vor allem eine aktive Einstellung, die sich stützt auf die Anerkennung der allgemeingültigen Menschenrechte und Grundfreiheiten anderer.“

Wir als Landestheater Oberpfalz möchten uns im Sinne dieser Erklärung klar und eindeutig positionieren: Im Theater versammeln sich verschiedenste Künste, Gewerke und Künstler. Werte wie Toleranz, Offenheit und Respekt werden bei uns jeden Tag gelebt. Sie sind die Basis eines glücklichen und friedlichen Zusammenlebens zwischen freien Individuen.
Doch auch so ein hohes Gut wie Toleranz hat seine Grenzen: Bereits im Jahr 1945 hat der Philosoph Karl Popper in seinem Buch „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde darüber geschrieben. Laut Popper ist es schwer zu unterscheiden, wie weit Toleranz geht und wann diese auch gefährlich werden kann. Er spricht vom „Paradoxon der Toleranz“: „Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen.“ Ganz im Sinne Poppers endet also auch unsere Toleranz bei kriminellen Handlungen, menschenverachtenden Ansichten oder demokratiefeindlicher Hetze.

Toleranz muss immer wieder aufs Neue geübt werden, denn unsere Gesellschaft verändert sich täglich. Toleranz ist keine charakterliche Eigenschaft, sondern ein Prozess, an den wir uns immer wieder erinnern müssen.

Zum Internationalen Tag für Toleranz 2021 möchten auch wir einen kleinen Beitrag leisten. Mehr dazu erfahren Sie hier.